18 Romont – Lausanne

Sonntag, 18. April 2004, 44 km

Wetter: Nachts hats geregnet, strahlend sonnig, später mit starken Wind, vor Lausanne bedeckt, sehr kalt, später Regen

Die Wirtin ist extra früh aufgestanden, da ich um 7:00 starten will, denn die Strecke ist lang. Sie (die Wirtin) ist jung und hübsch und ich möchte ihr ein Kompliment für ihr schönes Hotel machen. “C’est un bon Hôtel” Ihr Lächeln wird verständnislos. Hab’ ich doch beau und bon verwechselt; so verwirrt war ich durch sie.

Hinaus in diesen verheissungsvollen Morgen. Tschüss, Romont! Der Weg über den Hügel zwischen Romont und Moudon ist wunderbar frei und luftig. An einer Wegkurve kurz vor Lovatens singt eine Amsel hoch oben in den Blüten nach Herzenslust. Ich möchte probieren, ob französischsprechende Amseln auch Englisch können und pfeife “Happy birthday to you”. Deutsche Amseln springen darauf sofort an, und nehmen die Tonfolge in ihr Repertoire auf. Die hier auch. Sie stutzt ein paar Sekunden, und pfeift dann los: “Happy birthday to youschlrgstrgstrg”. Am Schluss endet sie in ein paar Schnalzlern. Ich pfeife noch zweimal das Thema und die Amsel folgt fröhlich mit Variationen.

Befriedigt laufe ich weiter, entlang der La Broye bis und durch Moudon. Nach einem Flugplatz hinter Moudon einsamer Hof, Maufay. Von weitem sehe ich: drei (3!) Hunde versperren mir den Weg. Ein kleiner, mittlerer und ein großer Schäferhund, der beim Näherkommen auch gleich mit drei Riesensätzen auf mich losspringt. “Jaaaaaaaaaaaa”. Er schnuppert kurz, läuft dann vor mir her. Die beiden Anderen sind uralt und würdigen mich nur mit müden Blicken. Hinauf in den Wald. Der Schäferhund vergewissert sich, dass ich ihm folge. Bin ja brav. Er geht allerdings auch den richtigen Weg. Im Wald eine Gabelung, kein Wanderzeichen, links ein Baum, quer über dem Weg. Ich entschließe mich, rechts zu gehen. Mein (!) Hund zwängt sich unter dem Baum durch. Ich ignoriere ihn. Dann kehrt er um, überholt mich, und läuft vor mir quer nach links durchs Unterholz. Er will mir wohl den Weg zeigen. Ich folge ihm, und bin wieder auf dem richtigen Pfad. Etwa eine halbe Stunde habe ich diesen Begleiter.

Wie werde ich ihn wieder los? Weder auf meine französischen noch deutschen Hinweise, doch “a la maison” zu gehen, mag er reagieren. In meiner Not nutze ich eine kleine Kapelle am Wegrand. Wenn ich dort Laudate singe, wird er sich vielleicht doch entschließen, wieder nach Hause zu laufen. Den Weg wird er finden, meinem Pilgergeruch folgend.

Ich platze in einen Gottesdienst. In der Predigt kommt dauernd das Wort “passage” vor, und ich fühle mich schon etwas angesprochen. Beim Gemeindelied singe ich mit. Die punktierte Viertel beim Halleluja spielt der Organist bei allen drei Strophen als punktierte Halbe, sodass die Gemeinde mit schöner Regelmäßigkeit früher fertig ist als er.

Vor Lausanne wird die Markierung verwirrend. Karte und Kompass helfen weiter. Elend langer und mühsamer Weg hinunter durch die ganze Stadt bis zur JuHe ganz in der Nähe des Seeufers. Frisch machen, gut gegessen in naheliegender Pizzeria, schlafen.

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