Stimmbildung

…nach der Lichtenberger® Methode

Meine erste Stunde
bei Frau Justine Schuchardt

23.01.04 Ah-Oh-Ah

Der Weg war gut beschrieben, ich finde die Adresse sofort. S. öffnet, sie sieht tatsächlich aus wie auf ihrer Internetpräsenz.

Ah-Oh-Ah, in bequemer Lage. Sie machen das schön, können Sie aber noch etwas gerader… Ich singe gerader. So? Ja, so ists gut. Sie hört sehr konzentriert zu, gibt mir den Ton vom Klavier. Bitte die Ohren am Höckerchen leicht zudrücken. Ah-Oh-Ah. Hören Sie zusätzlich was? Ja, ein hohes Geräusch. Achten Sie mal auf das Geräusch..was macht das…nur anschauen, horchen. Ich horche. Das Geräusch wird konkreter, heller. Hören Sie’s nur oder können Sie es auch sehen? Ich kann es sehen: an einer dunklen, vom harten Gaumen aus nach oben gekrümmten Wand ein heller, silbriger Streifen, der flirrt. Er wird größer, voluminöser, geht deutlich in die Breite. Sie hört zu, sagt immer “Ja”, wenn sie merkt, dass sich klanglich was tut. Ein gutes Feedback für mich. Die Töne vom Klavier werden höher, ich bin nicht mehr locker, sie merkt das, geht wieder einen Ton runter. Machen Sie nichts, nur danebenstehen, horchen und zusehen. Bei hohen Tönen wird der Silberstreif kleiner, rutscht nach hinten in den Gaumen, schnurrt auf einen Punkt zusammen. Das ist wohl Ihre Zunge…gehört die bei Ihnen mehr zu den Ohren oder zum Gaumen. Wohin gehörst Du, Zunge? Zu den Ohren! Lassen Sie ihre Zunge bei den Ohren. Plötzlich wird die Zunge ganz leicht, etwas breiter, scheint zu schweben… ein eigenartiges Gefühl. Und jetzt singen Sie mit den Ohren. Wie bitte? Ich muss lachen. Gut machen wir ‘ne Übung. Ah-Oh-Ah, Ohren nicht mehr zuhalten, sondern abwechselnd öffnen und schließen. Der Klang im Kopf verselbständigt sich, Hallo, wohin gehört Ihre Zunge? Ah ja, nun schwebt sie wieder. “Ja”. Und jetzt lassen Sie offen. Ich singe mit den Ohren! Die scheinen über einen breiten Kanal miteinander verbunden, der Klang geht seitlich und nach vorne raus, wie ein dickes, liegendes “T”, in der Ebene des Klanges scheint mein Kopf materielos, der Silberstreif ist inzwischen eine leise zischende, silberne Wolke in meiner linken Hirnhälfte, ein wenig wie Wunderkerzen. Ein tolles Gefühl. Ich höre auf zu singen, die Silberwolke zischt in meinem Kopf eine Zeit lang weiter, ein dunkler weicher Brummton steht im Raum, ich suche irritiert nach einer defekten Heizung, aber der Ton klingt in mir, schwingt noch nach.

Auf der Heimfahrt übe ich im Auto Ah-Oh-Ah. Das Fahrtgeräusch ist zu laut. Zuhause mache ich weiter. Die Silberwolke wird dichter, wandert deutlich in die Kopfmitte. Abends Kantoreikonzert. Ich habe das Gefühl, ganz leicht singen zu können, anstrengungslos, mühelos, auch im Bereich von G-A-H, wo ich sonst immer konzentriert arbeiten muss, um die Bruchlage zu umgehen. Das setzt sich in den Chorproben der nächsten 14 Tage fort, wird sogar noch lockerer und leichter, gelegentlich habe ich das tolle Gefühl, meine Stimme gewaltlos führen zu können, wie der Kutscher auf dem Bock seine Pferde nur mit einem leisen Schnalzen lenkt.; lediglich bei den solistischen Stellen im Gospelchor bin ich etwas unsicher, weil ich nicht mehr so recht weiß, wie ich meine Stimme einsetzen soll. Wird aber sicher wieder. Gelegentlich muss ich die Zunge an ihre Affinität zu den Ohren erinnern.

Zwischenbilanz nach 3 Stunden:

Bis zum c’ gelingt das Singen jetzt mühelos, darüber leichter als bisher, bis zum g in Kopfstimme problemlos. Die Sorge, die Erfahrung nach der ersten Stunde könnte im Laufe der Zeit wieder vergehen, hat sich nicht bestätigt. Dazu gesellt sich ein Effekt, den ich eigentlich nicht erwartet habe: Das Singen vom Blatt fällt mir viel leichter; schnelle Läufe und auch schwierige Sprünge funktionieren gleich beim ersten mal. Durch das leichte und mühelose Singen muß wohl weniger Aufmerksamkeit auf die Tonproduktion gelegt werden, was der Konzentration aufs Blattsingen zugute kommt. Dynamik und Phrasierung laufen, da ohne Druck, vollkommen unverkrampft. Kommentar eines Gesualdo-Soprans nach dem sonntäglichen Frühstückssingen: “Was hast Du mit Deiner Stimme gemacht? Die klingt ja viel leichter und voluminöser.” Ich hatte beim Singen immer mal wieder ausprobiert, die “Wand” durch mich hindurchgehen zu lassen. Dabei hatte ich dann das Gefühl, mit geöffnetem Mund im “Wind” zu stehen, und der “Wind” sang mich, wie eine Äolsharfe (wenn der Vergleich erlaubt ist).

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