16 Schwarzenburg – Fribourg

Freitag, 16. April 2004, 20 km

Wetter: Sonnig, kühl

Raus aus Schwarzenburg, hinein in den wunderbar kühlen, sonnigen Morgen. Über weite Höhen und Einzelgehöfte 150 m runter zur Sodbachbrücke.

Ich laufe den Berg hinunter auf ein Gehöft zu, ein kleiner Kläffer und ein Berner Hirtenhund haben beschlossen, mich anzubellen. Der Große (“Rwaou”) steht vorsichtshalber 5 m hinter dem Kleinen (“Wäff”). Der Kleine dreht sich zum Großen um: “Wäff, dem scheuchen wir Angst ein, was?” “Rwaou”. Ich bereite mich mental darauf vor, mit den Beiden irgendwie fertig zu werden, da biegt der Weg steil nach rechts ab und wir sind alle erleichtert, unser Heldentum nicht beweisen zu müssen.

Der Weg ist zwischen Felswänden eingeschnitten, kunstvoll mit lauter runden, glatten Steine gepflastert. Eine alte Römertrasse. Dann wieder über einen steilen Pfad hinauf auf die Höhen.

In St. Antoni liegt doch schon wieder eine protestantische Kapelle am Weg:       Laudate . Die viel schönere katholische Kirche muss auf mich verzichten, Gottesdienst.

Wieder schöner Weg hinunter ins Tal. Dort verlasse ich den offiziellen Jakobsweg und gehe über einen aussichtsreichen Höhenweg etwas südlicher nach Tafers. Dort Abstieg ins wildromantische Galterontal. Ein steil auf-und abführender Treppenweg, oberhalb naturbelassenem Gebirgsfluss. Ein junger Mann sitzt auf einem Baumstrunk “Bon jour”. Ich bin in der französichen Schweiz angekommen.

Das Tal endet direkt vor der Altstadt von Fribourg, über eine schöne Holzbrücke, steile Pflasterstraßen flott hinauf ins Zentrum. Ein alter Mann grinst mich oben an: “Bien dur,ha?”. Dabei bin ich stolz drauf, gar nicht so zu schnaufen!

Die Altstadt ist malerisch. Am Dom vorbei, zunächst zur Jugendherberge, Einlass erst 17:00. Jetzt ist es 12:00. Also erst mal was in den Magen: Crepe mit Marmelade und “Jus de Pomme avec de l’eau mineral” (in deutsch: Hapföls’aftsch’orl).

Im Office de Tourisme frage ich vorsichtshalber auf Deutsch nach einem Internetcafe. Hier sitze ich also gerade. Au revoir, bis zum nächsten Mal!

Gehe raus, ins Stadtzentrum. Zuerst in die Kathedrale. An einem Verkaufstisch sitzt ein Helfer, der mich kommen sieht und gleich mit dem Pilgerstempel winkt. Die Stadt wimmelt von Studenten; zusammen mit dem herrlichen Wetter eine ganz mediterrane Athmosphäre.

Ausstellung Tinguely und Niki de Saint Phalle. Meinen Rucksack muss ich an der Kasse abgeben. Riesige Plastik von T., symbolisiert unser Wirtschaftssystem: um sich selbst kreisende Räder, darauf Fratzen, die wiederum andere antreiben und von wieder anderen getrieben werden. Alles dreht sich um sich selbst. Nur der arme Hase, ganz vorn, bekommt nach jeder Umdrehung mit einem großen Hammer eins übergezogen. Eine sehr deprimierende Vision.

Bett in Jugendherberge, frisch gemacht, Wäsche ausgewaschen, zurück ins Studententreiben in der Innenstadt. Im Freien schöner Sitzplatz, erst ein Bierchen, dann Pizza und Rotwein. Ich genieße den Abend; freue mich an den süßen Mädchen, die von ihren Verehrern angehimmelt werden, bis es kühl wird, dann zurück zur JuHe. Dort entschließe ich mich nochmal kurz in die Kathedrale zu gehen, vielleicht ist sie jetzt leer, und ich kann Laudate singen.

Von wegen! Ich gerate in ein ganz wundervolles Chor-und Orgelkonzert. Leider habe ich kein Programm, kann aber bei meinem Vorsitzer etwas spitzen : Choer du Conservatoire de Fribourg, Leitung Yves Corboz. Komponist irgendwo zwischen Mendelssohn und Bruckner. Perfekt gesungen. Dankbar durch die dunkle Stadt zurück zur JuHe. Gut geschlafen.

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