23 Seyssel – Yenne

Freitag, 23. April 2004, 38 km

Wetter: bedeckt, später sonnig und heiss

Die Wirtin zeigt mir deutlich, daß ihr das gewünschte Frühstück um halb 7 überhaupt nicht passt.

Raus hier.

An der Rhone entlang langweiliger Weg. Treffe netten Pilger aus Breisach, der mit der Tour seinen Ruhestand beginnt. Kommt mir doch bekannt vor, die Motivation.

Der Weg entfernt sich von der Rhone und führt durch lichte Auenwälder. Dann zwei französiche Pilger. Auf dem Rhonedamm ist auf weichem Gras gut zu gehen und ich träume so vor mich hin, bis plötzlich ein schöner, großer, weißgrauer Hund vor mir steht. Ich bleibe abrupt stehen, der schöne Hund richtet sich an mir auf, die Vorderpfoten auf meiner Brust. Statt das schöne Tier zurückzupfeifen, bedeutet sein Herrchen mir, dass ich doch einfach nur weitergehen solle. Blöder Hund (das Herrchen).

In Chanaz Limopause am Gasthaus im Ortszentrum. Matthias aus Ulm ruft an, er freut sich, dass es mir gut geht, ich freu mich über den Anruf.

Schwül ists. Steil 150m hinauf (mal wieder Ulmer Münster). Schöner, stiller Weg über die Höhen oberhalb der Rhone. Lange Pause unter behütendem Baum neben einer Herde erstaunlich brauner Kühe.

Auf und ab über Weinberge nach Montagnieu. Hier will der Elsässer Station machen. Ich möchte noch weiter. In Jongieux muss ich den Schlüssel zur Kirche beim Bürgermeister holen; “Le clef d’église!” Ja, wo ist der, eine gute Frage. Schließlich findet die Mesnerin ihn und ich kann drinnen       Laudate singen.

Auf freiem Buckel kleine Kapelle, von Weitem zu sehen, der Weg führt hin. Alte Pilgerkapelle, in der Revolution zerstört, 1995 neu gebaut, Stahlgitter vor dem offenen Raum. Ich singe durch das Gitter.

Letzter schöner Blick von hier oben ins Flusstal. Dann steiler Abstieg auf Trampelpfad. An einer Weggabelung Pilgerin, lüftet ihre Füsse, fragt, ob ich heute abend schon ein “Rendezvous” hab, was ich eiligst bejahe.

Langer Sandweg entlang der Rhone nach Yenne, nettes Zimmer, 2 Bier in der Bar am Hauptplatz, Boulespielende alte Herren, sonst tote Stadt. Ich beschließe, meine Tagesstrecken zu verlängern, bin dann schneller in Le Puy, und langweile mich nicht in der französischen Provinz (sie möge es mir verzeihen). Bummel zum Bahnhof, toller Blick auf die schneebedeckten Berge rund um Grenoble.

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