22 Verney – Seyssel

Donnerstag, 22. April 2004, 27 km

Wetter: Sonnig, warm, nachmittags bedeckt

Weg zunächst sehr morastig, dann Asphalt, über Schotterweg 150m runter ins Tal. Eine Frau führt 2 weiße Hunde spazieren, hält sie fest, als sie mich sieht. Merci! Dann wieder steil rauf, 120m (Achterbahn, wie häufig auf dieser Tour), auf eine Höhe mit herrlicher Aussicht, aber noch 1826 km bis Santiago. Laudate , dann sehr steil wieder 200m runter, alte Brücke über tief ausgefräste Wildbachschlucht des Fornant.

Dann schmaler Pfad wieder 200m steil hinauf. Oben schöner Höhenweg mit wunderbarer Aussicht, dann langer Abstieg nach Frangy. Einkaufen,       Laudate in der Stadtkirche. Durch den Einkauf wird der Rucksack arg schwer. Dummerweise habe ich meinen Sonnenhut, verschwitzt wie er war, im Laden liegen gelassen. Also wieder zurück.

Langer, mühevoller Aufstieg über Wiesen und Felder, 200m. Bei einem Bauernhof am Ortsausgang schließt sich mir ein schwarzweißer Hund an. Greift sich immer wieder einen Stein oder ein Stück Holz, das er mir auffordernd entgegenhält. Herrchen hat aber keine Lust zum Spielen, will Hundchen eigentlich lieber wieder los werden.

In Vannecy freut sich ein netter, bartstoppeliger Straßenarbeiter über die Abwechslung. ” Ehhh, bon temps, eh?” Ja, es ist sehr warm. Er versucht, den Hund auf französisch nach Haus zu schicken, dem gefällts aber besser bei mir. Von ferne sehe ich die Kapelle Designy. Wenn die offen ist, werde ich den Hund los.

Sie ist offen. Ich schlüpfe hinein, verhalte mich eine Viertelstunde lang still, dann       Laudate . Hundchen wurde es zu langweilig, hat sich getrollt. Der Käse von vorgestern (“Fribourgeois”) stinkt aus meinem Rucksack, schlimmer als meine nun 3 Wochen getragenen Socken. Aber er schmeckt köstlich.

Heiß. Langer Weg, auf und ab, ein erster Blick auf die Rhone. Am Schluss 300m auf elend steilem Schotterweg hinunter zur Rhone nach Seyssel. Hotel du Rhone auf der anderen Seite. Restaurant geschlossen, Hotel Nebeneingang. Ich öffne die Tür, ein schwarzer Riesenhund stürzt die Treppe hinunter, umkurvt mich einmal und legt sich hin. Am dunklen Treppenpodest verhärmte Frau an ihrem Schreibtisch, ihr muffiger Mann führt mich durch stockdunkle Flure und steile Wendeltreppen zu meinem Zimmer, Louis Quince, hat aber schon bessere Zeiten gesehen. Alles in dunkelrot und Gold, incl. der schwer geschwungenen Vorhänge. Aber schöner Blick auf das Seyssel auf der anderen Flußseite (politische Problematik aus der Geschichte wie Ulm/Neu-Ulm).

Dort leckere Pizza in tunesischer Pizzeria hinter der Kirche mit quengelndem Familienanschluss. Die kaugummikauende Mama bedient und macht die (gute) Pizza.

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