Sonntag, 2.Mai 2004, 30,5 km
Wetter: leichter Regen, später trocken, wenig Sonne, windig
Aufstieg aus Le Puy, 1/2 Stunde, da wird mir schön warm. Oben alles neblig, nur manchmal verheißungsvolles Blau.
Bei Eycenac romantischer Steinweg oberhalb eines Bachtals. Wege klitschnass, fast Bäche, mit viel Matsch (oft auf dieser Tour). Auf einem kleinen Granitkreuz haben wieder viele Pilger ihre Sorgen abgelegt. Vor mir drei Reiter, im Pilgerlook, lassen mich freundlich vorbei. Schöne alte Kirche in St.Christoph-sur-Dolaison, leider beginnt gleich eine Reitermesse, kein Laudate.
Langweiliger Schotterweg über Hochebene nach Montbonnet, vor dem Ort die Chapelle St.Roche, duckt sich wie ein Häschen in die Wiese, schnuckelig, fast zum Mitnehmen. Sie ist offen, Laudate . Im Dorf Bar “St.Jaques”, ich genehmige mir einen Kaffee, eine Cola und ein frisches Baguette mit Käse. Schmatz!
Drei Stunden später oberhalb von Chier Pause in der Sonne an einer windgeschützten Stelle mit wundervollem Blick ins Tal des Allier und die Höhen gegenüber. Leider hab’ ich keinen Apfel mehr, schmeckt zum Käse immer so gut, na ja, kann man nichts machen- oder doch? War da nicht doch noch einer? Ich wühle hektisch in meinem Rucksack-jaaaaa, da ist er!!! Voller Begeisterung schneide ich ihn in 2 Hälften und mir dabei gleich in den Daumen. Vorhin hatte ich noch überlegt, was man noch weglassen könnte, bei der Ausrüstung: Pflaster nicht.
Auf dem Abstieg, jetzt sonnig, überhole ich 3 französische Pilger. In St.Privot wunderbare alte Kirche, Laudate ; die Akustik ist seltsam gedämpft, ich singe wie auf Pappe, ganz dumpf, ohne Hall. Ob das Mauerwerk schon so marode ist, dass es sämtlichen Schall schluckt? Auf schönem Weg mit vielen angenehm anstrengenden Steigungen weiter nach Rochegude, wo mir unvermittelt 10 Querfeldeinmotorräder entgegenknattern. Konsterniert gehe ich in Deckung, da ist der Spuk auch schon vorbei. Wanderweg?
Ganz oben auf dem Fels sitzt im scharfen Wind eine süße kleine Kapelle, abenteuerlich hart am Abrund hinunter zum Allier. Drinnen 3 ältere Franzosen, die lautstark Pause machen. Ich warte, bis sie draußen sind, Laudate , ganz für die Kapelle und mich allein, ungeheuer intim. Anschließend schöner, steiler, langer Abstieg, teils felsig, flott, überhole die Pausen-Franzosen wieder (“oh, il galoppe”), später matschig nach Monistrol. Empfangsloch für Handy, kann meine Liebsten nicht anrufen, auch nicht die im Allgäu, schade, schade.
Beim Abendessen möchte ich “pas viande”, Vorspeise wäre nämlich ” Saussissons de la region” ich habe die Fleischwürste vom 26. April noch in so schrecklicher Erinnerung. Statt dessen gibts ungesalzene Gemüsesuppe und ein ungesalzenes Omelett mit ungesalzenen Nudeln. Scheint hier so üblich zu sein. Tage später treffe ich Pilger aus Franken, die dort auch übernachtet haben, und ebenfalls ungesalzene Suppe bekamen. Ich salze kräftig, ist sonst nicht meine Art. Schlafe schlecht. Entsetzlicher Alptraum mit Margret.
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