54 Navarrenx – St.Palais

Montag, 24.Mai 2004, 33,5 km

Wetter: sonnig, sehr warm, kühlender Wind

Herrlich los in den frischen Morgen, Füße machen gut mit.

Schöner Weg, an grünen Wiesenbuckeln vorbei, führt im Wald plötzlich, scheinbar unverständlich hoch hinauf auf die Höhen, man könnte auch unten den Forstweg weitergehen, sagt die Karte. Einen kaputten Wegweiser auf einer Alm muss ich mir zurechtdrehen, um die richtige Richtung zu erkennen, ein scharfer Knick nach links, nach kurzem dunklem Waldstück ins Freie: Phänomenaler Blick auf den weiß verschneiten Pic Lahkoura. Die Pyrenäen, durch die Wegführung toll inszeniert. Bei schönem Wetter also: unbedingt der Markierung folgen, es lohnt sich.

Runter ins Tal, wieder rauf, ein Raubvogel folgt mir neugierig von Baum zu Baum. Stinke ich schon nach Aas? Oben wird die Straße gequert, die die Verlängerung des Waldwegs war. Nach der Brücke über die Saison (so heißt der Fluss) fast Abzweig verpasst. Ein X am Boden macht mich aufmerksam. Das Aus X-en von falschen Richtungen hier in Frankreich ist eine sehr gute Methode, um Fehlgängern langwierige Umwege zu ersparen. Manchmal sind an Kreuzungen einfach alle falschen Richtungen ausge-X-t, damit weiß man auch, wo’s lang geht.

An Brücke pflegt Pilger seine Blasen. Oh je. Kleine Kirche in Lichos, bei der die Gemeinde ihren ehemaligen Pfarrern Abschiedstafeln in Stein spendiert,       Laudate und auf dem Friedhof Wasser nachfüllen.

Straße, Piste, Waldweg. Pause an Weggabelung unter Baum, Berg rauf, raus aus Wald, herrlicher, freier Blick, Wiesenweg mit hohem Gras hinunter ins Tal.

In Aroue einkaufen, Brot kommt gleich, deshalb Colapause in gemütlichem Garten des Geschäfts. Der Pilger mit den Blasen sitzt da. Uriger Wiener, läuft am Tag 40-50 km, ist am Ostersamstag in Wien gestartet, im Moment bremsen ihn die Blasen, wird aber schon wieder.

Kirche in Domelain, etwas abseits des Wegs, offen, kühler Vorplatz. Drinnen langes       Laudate , draussen auf angenehm kühler Treppe langes Päuslein. Ihr wisst schon: Käse, Brot, Wasser, Wein, Apfel, Schokolade. Innen ist die Kirche witzig: linkes Seitenschiff durch gotische Spitzbögen, rechtes durch romanische Rundbögen abgetrennt.

Weiter über die Landstraße, die Sonne brennt. An Wartehäuschen sucht Pilger aus Kanada mit Einradkarre etwas Schatten. Landschaft hier eine Mischung von Oberallgäu und Toskana. Links vorne lacht mich die Kirche von Lasque an. Führt der Weg vorbei? Nein. Gehe aber trotzdem hin. Bin inzwischen Laudatesüchtig, lange       Laudate gesungen, ihr glaubt garnicht, wieviel Spaß das macht!

St. Palais ist ein adrettes Städtchen, hier fliessen offensichtlich erhebliche Investitionen hin. Das ist mir im gesamten Pays Basque aufgefallen. Häuser renoviert, Straßen in Ordnung. Hübsches Hotel Midi an zentralem Platz. Nettes Zimmer, dort AUF SPANISCH Zimmer in Roncesvalles reserviert! Der Wirt lässt mich abends an den Computer seiner Frau. Toll! Leider erlauben die Einstellungen keine Übertragung zum Server. Trotzdem: Merci beaucoup!

Bei Rundgang durch den Ort langes, genussvolles       Laudate in neugotischer Stadtkirche. Hach!

Mann mit Taschenköter, den ich gestern bereits in Navarrenx gesehen hatte, ist wieder im gleichen Hotel: trägt Hundchen unterm Arm, setzt ihn ab, lässt ihn pieseln, nimmt ihn dann wieder auf den Arm (na ja, ohne das Absetzen wärs vielleicht auch nicht so gemütlich). Abendessen im Freien am Platz, ganze Flasche Wein allein. Entsprechend geschlafen.

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