50 Nogaro – Air-sur-l’Adour

Donnerstag, 20.Mai 2004, 32 km

Wetter: Heiß

Start um 6:00, noch ziemlich dunkel. Geh’ langsam, du hast jede Zeit der Welt. Au revoire, Église collégiale!

Träume, verpasse Abzweig, 2km umsonst.

Der grantige Franzose von Moissac überholt mich auf einem baumbestandenen Wiesenpfad. Ausgerechnet der! Wart nur, wenns den Füssen besser geht, überhol ich Dich wieder.

Wie war das mit lernen?

Füße erzwingen Pause. Ich gönn’ sie ihnen. Gelbe Blumenwiese, Weg abwechslungsreich, aber heiß!! Wieder Abzweig verpasst, wieder 2km umsonst. Was ist nur heute los? Soll das ‘ne Prüfung sein?

Weit und breit kein Ort, keine Wasserstelle. Gut, dass ich zusätzlich einen Liter Wasser eingekauft habe. Überraschend schnell bin ich dann doch im Tal des Adour. Jetzt kommt laut Karte eine lange, flache Strecke, teilweise kilometerweit an der Bahntrasse entlang, kein Schatten. Ich nehme mir vor, den nächstmöglichen Rastplatz zu langer Rast und Fußpflege zu nutzen. Solche Plätze sind aber dünn gesät. Neben einem großen Betonrohr unter schattigem Baum finde ich einen, muss allerdings einer Ameisenstraße mit großen Ameisen ausweichen.

Pilger ziehen vorbei. Die kenn ich doch: das Ehepaar aus Wien. “Ja schau, der Jürgen! wie gehts denn den neuen Schuhen” Den Schuhen geht’s gut, den Füssen eher schlecht, bin aber hoffnungsvoll. Wir wünschen uns guten Weg, sie wollen erst später Pause machen. Intensive Fußpflege, das übliche Mittagsmahl. Herrliches Ruhen.

Dann folgt der befürchtete elend heiße und lange Hatsch durch die Ebene, am Ende noch 3km Landstraße, schnurgerade, endlich Air sur l’Adour. Heute ist Christi Himmelfahrt, alle Geschäfte haben zu, auch die TouristInfo, die mit Bedauern auch noch den morgigen Freitag und den Samstag und Sonntag mit in Anspruch nimmt. Wann erwarten die eigentlich ihre Gäste?

In der Kirche sehr freundlicher Pilgerempfang, kaltes Getränk, Stadtplan, Wegbeschreibung wie man aus dem Ort wieder rausfindet. Lob an die freiwilligen Helferinnen der Pilgerbetreuung in Air sur l’Adour! Außerdem freuen sie sich, dass ich in der Kirche      Laudate singe .

Modernes, kleines Hotel am Flussufer. Heute bin ich richtig kaputt. Aber mein rechter Fuß macht Fortschritte, die Schmerzen haben bereits ein juckendes Beigefühl, das Wasser ist allerdings noch voll da. Ich habe den rechten Fuß im Liegen auf dem linken Knie aufgestützt, ziehe den Fuß vorsichtig zum Schienbein, versuche, bewusst zu unterstützen, geht ja schon ganz ordentlich. Als ich den Fuß loslasse geht er nicht etwa in die Ausgangslage zurück, sondern streckt sich selbsttätig nach unten, als wolle er mir sagen: “Guck mal, was ich auch schon allein kann”. Bin verblüfft, nehme das Gespräch aber auf: “Mensch, das hast Du aber toll gemacht!” und beschließe, meine Körperteile ab sofort als eigenständige Persönlichkeiten zu behandeln, die zusammenarbeiten müssen, damit alles funktioniert.

Dem linken Fuß rede ich bei der Massage dann auch gleich gut zu.

Wieder mehrere Panachees in Bar am Platze zum Tagebuch. Die örtliche Pizzeria ist offen und proppenvoll, ein hübsches Tischchen am Fenster ist noch frei. Die Pizza ist super, meine Zusammenstellung weniger: Salat zur Pizza, Lambrusco (ist zu süß und moussiert). Aber ein gutes Eis hinterher.

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