Donnerstag, 27.Mai 2004, 44 km
Wetter: in Roncevalles Nebelnässen, zunehmend sonnig, in Pamplona heiss
Starte um 6:15, kühl draußen. Heute wird’s lang, aber so gewinne ich einen Tag in Pamplona zum Angucken, Sachen erledigen, Internet ergänzen.
Es geht flott vorwärts, Anfangs unterhalte ich mich mit einem jungen Franzosen, der den Weg zum zweiten Mal geht. Tolle Stimmung, in den Bergen Nebelschwaden, über mir dunstig blauer Himmel, die Morgensonne färbt Wolkenschwaden rosa. Weg sehr gepflegt.
Kurz vor dem ErroPass nach drei Stunden kurze Pause; hab ich meinen Füssen versprochen, die täglich besser werden. Der rechte ist schon fast wieder hundertprozentig, der Linke strengt sich mächtig an, aufzuholen. Plötzlich überholt mich im Wald ein weißer Hund, rennt zwei Pilgern nach, die ich gerade gegrüßt habe und trottet hinter ihnen her.
Ich starte wieder, gehe flott und hole die Beiden wieder ein und überhole sie. “Hola!” ab sofort folgt der Hund mir. Gehört also doch nicht zu den Beiden. Ein junger Mann, langes Wuschelhaar, überholt mich fröhlich. “Buenos Dias!” Der Hund folgt ihm, passt auch zu ihm. Kurze Zeit später liegt der junge Mann entspannt in einer Blumenwiese in der Sonne, der Hund hechelt im Schatten, wartet brav. Also das richtige Herrchen. In Zubirri kurz über die Brücke um einzukaufen.
In Akerreta zwar keine Bar aber Getränkeautomat mit gekühlten Getränken direkt am Weg. Bald sind wieder drei Stunden rum und ich suche nach einem schönen Plätzchen zum lange Pause machen. Vor einer Brücke führt ein Weg zum Fluss Arga, schöne Schattenplätze mit Gras. Wunderbar! Der Junge Mann mit Hund ist gerade vor mir, der Hund läuft neugierig zum Fluss, das Herrchen weiter. Ich folge dem Hund und suche mir einen gemütlichen Platz. Der Hund auch. Schaut mich freundlich neugierig an. Ich ignoriere ihn geflissentlich. Soll er doch seinem Herrchen folgen!! Ich will in Ruhe Mittag machen!! Als ich mein Essen auspacke kommt Hundchen näher; “NO!” er zieht sich brav zurück, ist aber deutlich beleidigt und guckt in die andere Richtung. Schließlich legt er sich in den Schatten und hält ein Nickerchen.
Brot, Käse, Wein, Wasser schmecken köstlich (mein Mittagstisch ist ziemlich eintönig, schmeckt mir aber immer wieder), Hundchen scheint das zu merken, erhebt sich und kommt vorsichtig näher. “NO!” Jetzt sucht er in der Wiese nach Essbarem; ich habe ein schlechtes Gewissen, dass ich Hundchen hungern lasse, will ihm aber nichts geben, da ich ihn sonst nicht mehr los werde.
Da kommen 4 muntere spanische Wanderfrauen, überlegen, ob sie sich auch hier niederlassen sollen, ich strahle sie an, halte ihnen meine nackten Wanderfüße entgegen… sie entschließen sich, weiterzugehen. Hundchen schaut zu mir, ich schaue weg, er folgt den Frauen. Hach!! Ich bin ihn los.
Heute sind in sämtlichen Dörfern die Kirchen regelrecht verrammelt, mit Ketten und Schlössern gesichert. Also kein Laudate. Vielleicht dann in Pamplona. An die neue Markierung mit den gelben Pfeilen muss ich mich noch gewöhnen, sie ist aber sehr ausführlich. Nach heißen Wegen weit oberhalb des Flusses bin ich überraschend schnell an der alten Brücke vor der Altstadt, incl. der beiden Pausen habe ich fuer die 44 km nur 10 Stunden gebraucht. Was das nun 57-tägige Trainig doch ausmacht! Ein junges nettes Mädchen zeigt mir den Weg zur Touristinfo, Stadtplan, Internetcafe? Si! Hotel hübsch am Rand der Altstadt, Zimmer im 5.Stock, toller Blick in 2 Richtungen über Pamplona. Und jetzt sitze ich, und schreibe….
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