Samstag, 12.Juni 2004, 41 km
Wetter: sonnig, sehr heiß, leichter Wind (ist nicht nur kopiert, ist so!)
Der Nachtportier schrickt auf, verschlafen kassiert er und gibt mir den Stempel. Draußen ist es noch dunkel. Durch die stille Stadt. Am Ortsausgang treffen immer mehr Pilgergruppen zusammen.
Vor mir ein Paar, er geht ihr zu schnell, wartet gelegentlich deutlich vorwurfsvoll, sobald sie aufgeschlossen hat startet er wieder, sie fällt wieder zurück. Gibt sicher heut noch ‘nen Ehekrach.
Lange durch unattraktive Vororte und kleine Siedlungen, dann an einem Schafstall vorbei, die Schäferhunde sind auch noch müde, über eine Brücke über die Schnellstraße und dann in hübsche Weinfelder. Den Hang hinunter über Straßenbaustelle nach Cacabelos, in kleiner Bar Morgenkaffee. Nach der Brücke über den Cua immer entlang der Landstraße, langer Anstieg, weiter entlang der kurvenreichen Landstraße, aber schöne Blicke in freundlich besiedelte Mittelgebirgslandschaft.
Dann rechts auf Feldweg. Zwei Mädchen machen im Schatten Pause, haben Hunde dabei, der eine ist als Lasthund ausgerüstet, trägts Gepäck auf seinem Rücken. Kleines Wettrennen mit spanischem Pilger den Berg hoch, weite Sicht ins Land über Weinfelder, als ich mal seitlich austrete überholt er mich wieder.
Steiler Pfad hinunter nach Villafranca, links am Weg schöne romanische Jakobskirche; ob die offen ist? Drinnen unterhält sich der Pfarrer laut mit einer Frau die einen Tisch mit Büchern bewacht. Setze mich in eine Reihe, vielleicht bemerken sie ja, dass da jemand meditative Ruhe will. Dauert aber. Schließlich verschwindet er. Zwei Touristen kommen rein. Na, egal: Laudate . Beide singen mit, er versucht sogar die Bass-stimme. Schön, schön, schön, Glück.
Durch leeren Ort, enge Gassen, drücke mich in Schatten. Obststand: Tüte köstliche Kirschen als erfrischende Wegzehrung, an Eckhotel am Ortsausgang noch Radler (hat sich mit den Kirschen hervorragend vertragen).
Die Berge werden höher, Jakobsweg immer entlang ehemaliger Schnellstraße. Ein Streifen ist durch Betonbarrieren abgetrennt und die nächsten 16 km vollflächig gelb angestrichen. Den Anstrich hätte man sich sparen können. Hält eh nicht. Wenn’s durch Orte geht, weisen riesige Schilder mit zusätzlichen Vorwarninfos darauf hin. “Achtung, Jakobspilger!!!, jetzt gehts gleich von der Straße weg durch einen Ort!” Kleine gelbe Pfeile, wie sonst auch, hättens leicht getan, aber das zugeteilte Geld musste wohl ausgegeben werden.
Auf lauschigem Sträßchen nach Pereje, Bar mit kleiner Terrasse über die schmale Dorfstraße. Französischer Pilger mit Hund, der zur Erfrischung einmal mit Wasser übergossen wird (der Hund), trotzdem keine rechte Lust zeigt, in der Mittagshitze weiterzugehen, sich unter einem Tisch verkriecht und sein Herrchen vorsichtshalber nicht anschaut: ich seh dich nicht, siehst du mich auch nicht. Ein Pilgerpärchen aus Rosenheim, sind in Burgos gestartet. Waren mir doch die heimischen Laute gleich angenehm aufgefallen.
Nach einer Stunde Hitzeweg nochmal Pause an einem kleinen Abhang unter Schattenbaum mit Ameisen. Pilger mit Pferd. Er hat Reitstiefel an, kann man sicher nicht gut gehen drin, und zerrt das Tier unsanft über einen an dessen Hals befestigten Strick. Heiß weiter bis Vega de Valcarce. Vorher an Autobahnraststätte noch kühles Cola. Die Bäckerei am Ortseingang hat zu, aber die Bäckerstochter auf der Terrasse sieht mich, sperrt freundlich extra für ein Brot auf.
Pensionszimmer am Bach, in dem die Dorfjugend fröhlich lärmend badet, Mädchen drängen widerstrebend danach, sich kreischend ins Wasser schmeißen zu lassen, Burschen fassen zu. Heitere Erinnerung an früher.
Die Kirche ist gerade mal offen, weil geputzt wird, Laudate . Tagebuch bei diversen Getränken, Salat.
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