72 Rabanal del Camino – Ponferrada

Freitag, 11.Juni 2004, 33,5 km

Wetter: sonnig, sehr heiß, leichter Wind

Wieder im Morgengrauen in die kühle Bergluft. Manchmal Straße, häufig auf Pfaden geht es ständig bergauf durch niedriges Buschwerk und über Almen mit Fernsicht zum Durchatmen. Foncebadon ist verfallen (hier soll mal ein Konzil stattgefunden haben), lediglich eine Bar ist restauriert, aber geschlossen, und die kleine Kirche. Und die ist offen! Wird auch als Herberge genutzt, deshalb liegen seitlich noch Matratzen.       Laudate . Zwei Pilgerinnen aus Frankreich kommen dazu und singen mit. Dann noch ein junger Spanier.

Weiter die Höhen hinauf mit weiten Blicken in die Berge hinter Leon, oft durch hohen Ginster. Ach ihr Berge! Da fühl ich mich doch erheblich wohler als in der platten Ebene. Gelegentlich kürzt der Pfad die Straße ab. Einmal führt er etwa 40 m steil steil steil in der Falllinie hinauf; ohne Stöcke würde ich hoffnungslos abrutschen. Hab mich dabei so angestrengt, dass ich oben Schmerzen im Rücken bekomme. Gleich geht’s aber wieder steil runter zur Straße.

Das Croix de Fèr, ein Eichenstamm mit Eisenkreuz oben drauf auf einem Steinhügel der angeblich von Pilgern der Jahrhunderte aufgeschichtet worden ist (jeder legt einen Stein ab), ist nicht so beeindruckend, wie ich mir vorgestellt habe. Schöner Pfad bergab, gelegentlich stören Mountainbiker.

An einer Straßenkurve in einem vollkommen zerfallenen und verlassenen Dorf, Manjarin, ein abenteuerliches Gebäude, mit kleinem Aussichtsturm, alles sehr selbstgebastelt. Eine Pilgerherberge.

Längere Pause oberhalb des Weges auf einem Fels, den Blick hinunter ins Bierzo genießen, der Gegend zwischen den Bergen hinter Leon und der Gebirgskette nach Galicien.

Steiler alpiner Felspfad von dem ich am liebsten fliegend abheben würde, so schön ist der Blick und so frisch die Luft und so lind die Sonne. Vor mir eine furchtbar dicke Frau, die mühsam einen Schritt vor den anderen setzt, ihre Oberschenkel sind sich gegenseitig im Weg. Oh Gott, und die muss diesen steilen Pfad runter. Einen anderen Weg gibts jetzt nicht mehr. Oder sie müsste eine halbe Stunde den Berg wieder rauf zur Straße. Vorsichtig überhole ich sie.

Direkt unter mir El Acebo, ein abenteuerlich steiler Pfad (man könnte allerdings auch Serpentinen gehen) führt direkt in den Ort, sehr adrett, sehr gepflegt. Hier ist Geld zu Hause. Der Unterschied zur Kastilischen Ebene mit ihren Elendsdörfern ist frappierend. Romantische Wege weiter hinunter. Lange Pause in einer Bar abseits des Weges oberhalb der schönen Kirche in Riego de Ambro. In dem Garten unter Bäumen fühle ich mich fast wie in Oberbayern.

Immer weiter hinunter ins Tal, zunächst Straße, eine große Kurve kürze ich über die Wiese ab. Wär ich die Straße noch 50 m weitergegangen, hätte ich den Abzweig für den Wanderpfad erwischt, so muss ich die Sepentinen bis Molinaseca ausgehen. Geht aber flott und munter. In einer Nebengasse frisches Brot, am Ende des Ortes in hübscher Bar lange Mittagspause mit dem besten Salat der ganzen Wanderung. Sitze im Schatten, schau zu, wie eine Frau die Blumen auf der kleinen Grünfläche gießt, tunke Weißbrotstücke in die würzige und mit wunderbarem Öl angemachte Salatsauce, schmeckt herrlich, Schlückchen Bier dazwischen, fühle mich mal wieder (wie meistens) sauwohl.

Die restlichen Kilometer nach Ponferrada sind nicht so doll attraktiv, aber was solls. Diese Berge waren ein Gedicht!

Schönes Hotel am Rand der Altstadt, Zimmer mit Blick zur Kathedrale und zur Templerburg. Mache mich frisch und starte in die Nachmittagshitze.

In der Kirche Trauerfeier. Vielleicht kann ich ja anschließend… anschließend gibts Heiligmusikgedudel vom Band und der Priester singt in der Sakristei in Terzen dazu. Keine Chance (koi schaas, sagt der Schwabe).

Entspanntes Cerveza con Limon am Rand eines hübschen Platzes in der Nähe der Kirche, Tagebuch, Bummel runter zum Fluss und durch die Altstadtgassen. Viel zu großes Eis (und das will bei mir was heißen!) in kleiner Eisdiele. Internet geht nicht. Noch mal zurück zur beeindruckenden Templerburg. In Hotelbar langes getoastetes Brot mit Kartoffeleinlage und zwei Bier. Ab ins Bett.

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