Sonntag, 30.Mai 2004, 41 km
Wetter: leicht bedeckt, manchmal Sonne, gut zum Wandern
Um 6:15 raus. Gerade dämmerts. Am Ortsausgang sehe ich am anderen Hang das Kloster Irache, gegenüber die Weinkellerei, bei der man als Pilger aus dem einen Hahn Wasser, aus dem anderen Wein schöpfen kann. Wird per Internetkamera überwacht. Fülle mein Weinflascherl voll. Frz. Ehepaar:”Bonjour!”
Schöner Weg über Monjardin nach Los Arcos, ganz rote Erde, schöne freie Blicke ins Land. Um den Burghügel herum, am Maurenbrunnen vorbei (eine mit Gebäude gefasste alte Quelle) Piste, vom Tau etwas feucht.
MEINE SCHNECKE! vor mir kriecht eine grasgrüne Schnecke mit violettem Gehäuse quer über den Weg. Als Zweitklässler hatten wir im Zeichenunterricht eine Schnecke zu malen. Meine war grün mit violettem Gehäuse. Ich war sehr stolz drauf, bis Fräulein Sch. mein Blatt mit spitzen Fingern hochhielt und mich: “eine grüne Schnecke mit violettem Haus!!!!” vor der ganzen Klasse lächerlich machte. Und jetzt kriecht sie da vor mir (die Schnecke, nicht Fräulein Sch.). Da darf man heulen, oder?
Weiter durch ein wundervolles weites Tal: links ein Höhenrücken, mit findlingartigen Ausläufern, Ginsterbeständen, Feldumkränzt, rechts geländewogende Felder in unterschiedlichen Grün-und Brauntönen, vorne im Dunst Berge, gekrönt mit alter Burg oder Kirche. Mohnpracht am Feldrand, leibhafte Landschaft.
Los Arcos ist hübsch. Am Ortsausgang kreuzen Schafe. Dann lange, schnurgerade Piste. Stumpfsinniges Vorsichhinlaufen, irgendwann muss auch das enden (daß es Tage später noch heftiger würde, wusste ich da noch nicht). Die Zeit scheint stillzustehen. Punktförmige Pilger weiter vorne scheinen sich überhaupt nicht zu bewegen. Auf einem Hügel El Busto.
Hab ein Steinchen im Schuh. Stehenbleiben und rausholen? Nein. Weiter. Fuß etwas nach vorn tippen, damit Steinchen in ungefährliche Hohlräume rutscht. Brav.
Torres del Rio hat schöne Kirche, erinnert ein wenig an Eunate gestern, aber Führung drinnen, kein Laudate, dafür selbstgemischtes Spezi in dunkler Bar. Weiter rauf und runter, schwül. Pause an Olivenhain. Ameisen versuchen, meinen Käserest in ihr Nest zu schleppen. Eine Spinne, die sich einmischt, wird unsanft abgedrängt. Toll, wie die das machen. Bin voll Bewunderung für die kleinen Insekten, so lange sie mich in Ruhe lassen.
Weiter mühsam auf und ab, gelegentlich über Landstraßenstücke, schöne Blicke, aber einfach zu heiß heute. Endlich Viana. Durch die lange Straße, am Stadtplatz mit Kirche (zu, heute kein Laudate) vorbei, am Ende das Hotel, gegenüber der alten Kirchenruine, hübsch in eine alte Pilgerherberge integriert.
Etwas über 41km pro Tag empfinde ich jetzt als angenehme Entfernung.
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