Freitag, 2. April 2004, 38 km
Wetter: Schön, morgens noch diesig, sehr kalt, ab mittags heiß.
Durch die Altstadt von Biberach. Gestern hab’ ich vergessen, mir den Stempel für den Pilgerpass zu holen, jetzt ist’s zu früh, da möchte ich niemand rausklingeln, muss ich nach dem Ende der Tour nachholen. Kurz vor der großen Stadtkirche meine ich “Buon Camino” hinter mir zu hören ; ich stutze kurz, drehe mich dann aber doch um. Eine junge Frau lächelt mir mit leicht geneigtem Kopf zu: “Viel Glück!” “Danke”. Ich muss schon wieder heulen, aber die Luft ist auch schneidend kalt. Ich bin recht nah ans Wasser gebaut. Was ist los?
Raus aus der Stadt durch die herrlich nebel – sonnen – diesigen Auen der Roth, einem Nebenfluss der Riss. Dann verlasse ich den Jakobsweg, er scheint mir direkt nach Steinhausen zu viel über Straßen zu führen und nehme den E15, der ist zwar erheblich länger, geht aber über menschenleere Höhen, und nähert sich Steinhausen dann von oben. Im Dunst grüßt die imposante Dorfkirche. Die Beine tun mir weh. Neben der Kirche Rast mit Apfelsaftschorle in den schwäbischen Stuben mit norddeutscher Wirtin. Weiter in den heiß werdenden Mittag, hinauf auf die Anhöhe über Lauhaus.
Am Aussichtspunkt bin ich doch so erschöpft, dass ich eine lange Rast einlege und eine halbe Stunde richtig schlafe. Über mir filigrane Äste vor einem stahlblauen Himmel, vor mir meine müden Füße und der herrliche Blick über Lauhaus hinweg in die Weite Oberschwabens. Erfrischt geht’s auf einem Feldweg am Waldrand weiter, durch einen durchsonnten Wald.
Margrets Todesstunde überfällt mich wieder.
Steil runter nach Winterstettenstadt und steil rauf wieder zur ehem. Schenkenburg.
Die letzten Kilometer sind wieder so elend mühsam; Beine und Füße tun furchtbar weh, ich bin total erschöpft; wenn das so weiter geht, wird’s kritisch. In Bad Waldsee zum Trost schön großes Eis. Schönes Zimmer, Gasthof zum Kreuz, unterhalb der barocken Kirche. Ich ziehe meine Schuhe aus: Blasenansätze an den Ballen der großen Zehen und an der rechten Ferse. Hab ich noch nie gehabt; da muss ich was tun. Nach einem ruhigen Abendessen (2 Bier, sehr gute Kässpätzle) gehe ich schlafen. Nachts wache ich mit Panik auf und beschließe, mein Gepäck radikal zu reduzieren. Am nächsten Morgen lasse ich 2 Säcke im Gasthof zurück und bitte Flo, sie abzuholen und zu wiegen. Fast 3 Kg. Das merke ich in den nächsten Tagen deutlich. Beschwerden werden weniger, die Blasenansätze verschwinden ganz.
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