16. Tag Igersheim – Schwäbisch Hall

Igersheim-Schwäbisch-Hall 59 km
7170 Schwäbisch-Hall
Jugendherberge
Langenfelderweg 5
0791/41050

Es ist kühl. Habe beim Wandern arge Mühe. Irgendwie wollen heute meine Füße nicht so recht. Erst gegen Mittag taue ich auf. Die Sonne kommt raus, und entlang der Jagst ziehe ich los bis zum Depot in Buchenbach. Die Eimer stehen ganz oben an einer kleinen Kirche. Unten im Ort gibt es ein großes Gasthaus mit einem kleinen Kastaniengarten. Dahin zieht’s uns. Die Wirtin, hüftbehindert, nett, aus Sachsen, klärt uns auf, daß erst ab 18 Uhr geöffnet ist. Sie bringt uns aber trotzdem Kannen dampfenden Kaffees und Apfelsftschorle. Sehr gemütlich.

Aus dem Jagsttal hinauf auf die Hochebene. Bei einem ehemaligen Schloß, jetzt umgebaut als Altenwohnsitz, diskutieren wir mal wieder, ob man die Arbeiten morgens nicht besser organisieren könne.

Steil hinunter zur Kocher. Wir haben etwas zu lange Pausen gemacht; deshalb mache ich mir Sorgen, ob wir vor Einbruch der Dunkelheit den Aufstieg aus dem Kochertal finden. Wir marschieren schnell. In Döttingen verabschieden sich einige, die mit dem Taxi weiter wollen.

Teilweise steil am Abhang hinauf, dann oben auf einem Höhenweg, häufig durch hoch aufgeschossenes, hüfthohes Gras flott weiter. Wir legen ein Irrsinstempo vor. Kurze Saftpause, direkt am Weg.

Abstieg nach Geislingen/Kocher. Mir ist schwindlig vom schnellen Gehen.

Langsam wird’s dunkel. Hoffentlich finden wir noch bei einigermaßen Helligkeit den Pfad, der uns wieder hinauf auf die Schwäbisch-Haller Ebene führen soll. Im letzten Dämmerlicht entdecken wir ihn: ein steiler, steiniger Pfad im Wald. Es wird Nacht. Wir tappen durch den dunklen Wald bergauf, kaum daß einige helle Steine auf dem Trampelpfad zu erkennen sind. Endlich die Straße nach Eltershofen, hellgrau in der Finstenis. Da können wir uns nicht mehr verlaufen. Die Wärme des Asphalts macht die Dunkelheit weich.

Wir sind alle todmüde. Hoffentlich gibt es im Dorf noch eine Kneipe, in der wir uns kurz erfrischen können. Der Ort wirkt dunkel, verlassen, nur einige Straßenlaternen funzeln vor sich hin. Am Dorfplatz hocken wir erschöpft auf der Rathaustreppe.

Marlene hat ein Gasthaus gefunden. Da ist zwar heute Ruhetag, aber die Wirtsleute wollen unseretwegen eine Ausnahme machen. Es ist 22 Uhr 45. Gesegnetes Franken mit seiner Gastfreundschaft.

Alle bekommen ihre Schorle und sind nur noch erschöpft und dankbar. Christoph und Anna brauchen noch Honig. Der Nachbar hat einen Bienenstock und stellt selbst Honig her. Er wird aus dem Bett geklingelt und verkauft welchen.

Muß das denn unbedingt sein? Wir sind peinlich berührt.

Ich studiere die Karte und lerne die letzten 6 km auswendig. Wir gehen durch stockdunkle Nacht über Feldwege; dann enlang der Bundesstraße durch Vororte von Schwäbisch-Hall zur Jugendherberge. Der Herbergsvater ist stocksauer, daß wir so spät kommen. Kann man verstehen.

Nur noch Fußpflege, waschen, Bett machen. Die Füße tun weh. Ich habe wieder Alpträume.

778 km

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