Anreise

Samstag, 8. Juni 1991

2400 Lübeck
JH F. Bernadotte-Haus
Am Gertrudenkirchhof 4
Tel 0451-3343

Abfahrt Morgens um 8 Uhr mit dem neuen ICE. Ein gemütlicher Platz für mich allein, am Fenster.

Als Reiseverpflegung habe ich 100g Studentenfutter, 2 Äpfel und 500g Trockenobst: Pflaumen, Apfelstücke, Aprikosen. Das wird heute meine Nahrung am Entlastungstag sein.

Ist zwar nicht ganz schulbuchmäßig, aber es schmeckt.

Draußen rauscht Deutschland vorbei – und das soll ich in den nächsten drei Wochen alles zu Fuß zurückgehen? Ein bißchen schwummrig ist mir schon bei dem Gedanken.

Von Hamburg nach Lübeck im Bummelzug.

Mal sehen, ob am Bahnhof Mitwanderer zu erkennen sind. Draußen stehen zwei, die dazugehören könnten. Wir machen uns bekannt. Gerhard und Hildegard; beide sind schon mit Christoph unterwegs gewesen. Wir warten, ob wir abgeholt werden; schließlich nehmen wir aber doch ein Taxi.

In der Jugendherberge sitzen schon eine ganze Reihe im Vorraum. Wer sich noch nicht kennt, mustert sich wenigstens. Eine Frau (Gisela?) zeigt auf einer Übersichtskarte unsere Tour. Ein netter, etwas kleinerer Mann (Frank aus Kiel) spricht mich an, ob ich schon viel gewandert sei: Na ja, so maximal 25 km am Tag; aber noch nie solche Strecken wie sie uns bevorstehen. Er ist zum Training gerade eben mal quer durch die Rhön gelaufen. Alle Achtung! Ich komme mir schon ganz klein vor.

Zum Einlaufen ein kleiner Spaziergang nach der langen Fahrt. Ein junger Mann kommt mir entgegen. Gehört er auch zu uns? Tut er: Albert aus Österreich.

Ich bin neugierig auf Christoph und Anna. Margret hat mir viel von ihnen erzählt. Telefoniert hab ich ja auch schon mit ihm. Als ich mich dann vorstelle, meint er verblüfft, ich sähe ja ganz nett aus; was für ein Ungeheuer er wohl erwartet hat?

Am Abend, nach der Begrüßung und vor dem Tee, die erste medizinische Untersuchung: Gewicht, Blutdruck, Blutentnahme, Fett-und Wassergehaltmessung, EKG.

Vom Trockenobst habe ich noch die halbe Tüte voll. Ich verstaue es mit etwas Bedauern tief im Koffer. Mal sehen, ob es den Marsch auch durchhält.

Nachts tut das Trockenobst zusammen mit dem reichlich genossenen Abendtee – oder ist’s die Aufregung? – seine Wirkung. Einlauf oder “Glaubern” ist nicht mehr nötig. Prima! Ich schlafe fest.

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