Montag, 19. April 2004, 41 km
Wetter: zunächst leicht nieselnd, später trocken, eiskalt
Sehr schöner, abwechslungsreicher Weg am Seeufer. Ganz überraschend: alte romanische Kapelle St. Sulpice. Drinnen dunkel, nur ein wenig Licht durch winzige Fenster. Warm. Ich möchte kein Licht anmachen und singe in die Dunkelheit Laudate . Warm und weich kommt es zurück; das Aufhören fällt mir schwer.
Am See vertreibt ein Schwan mit lautem Geschrei und Flügelschlagen seinen Nebenbuhler , ein Blesshuhn meckert darüber, das schwanische Liebespaar turtelt.
Etwa 25 Seniorinnen woggen unter Anleitung einer gestrengen Dame durch Morges; wir begegnen uns und ich muss über ihre beflissene Fröhlichkeit lächeln. Die Damen kichern: “Il rit!”, lächeln zurück. Ein Bauarbeiter am Weg bedeutet mir grinsend, doch umzukehren und dem Trupp zu folgen.
Am Stadttor von St. Prex vorbei, zum hineingehen bin ich zu faul. Vorbei am Chateau d’Allaman weiter durch lichten Auenwald im Mündungsbereich der Aubonne. Am Seeufer das Schloss von Rolle.
Mir stecken die gestrigen Kilometer noch in den Knochen und gegen Mittag werde ich sehr müde. Auf einem vermodernden Baumstrunk kleine Pause: Käse mit Brot, ein Schluck Rotwein, Wasser. Hat toll geholfen. Munter geht’s weiter.
Kurz vor Prangins muss ich zunächst durch sehr unattraktive Bahnhofs- und Industriegebiete, bevor der Weg dann lang aber eigentlich hübsch dem Gleis folgt. Vorne stürmt ein schwarzer Hund über ein Feld, ein junges Mädchen in hellblauem Trainingsanzug führt ihn offenbar spazieren. Dieses “Mädchen “, charmante Mutter zweier Söhne, spricht deutsch, lädt mich spontan zum Kaffee und dann noch zum Abendessen ein. Dabei hatte ich doch nur nach der Straße gefragt, in der meine Unterkunft liegt. “Aber Sie können doch bei uns übernachten!” Jetzt sitze ich und schreibe am Computer ihrer Söhne diese Tagebucheinträge. “Das Abendessen ist fertig.” Es wird ein sehr netter Abend mit den Kindern und ihrem Mann, bei kurzen Röhrennudeln in Käsesauce und angerösteten Fleischwurststückchen, Wein aus dem Wallis und Käse mit Brot. Die Familie heißt Greter. Margrets Rufname: Greterl. Sie hätte Spaß an diesem Wortspiel gehabt. Frau Greter bringt mich noch zurück in die Auberge Communal. Gut geschlafen.
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