62 Najera-Belorado

Dienstag, 1.Juni 2004, 46 km

Wetter: erst bedeckt, dann sonnig, heiß

Es ist noch stockdunkel. Gut, dass ich den Weg von gestern Abend her weiß. Die Markierungen hier sind sehr schlecht zu sehen. Piste auf und ab, in die Morgendämmerung.

Bin heute irgendwie deprimiert. Hab mal einen Durchhänger, nicht die gewohnte Lust aufs Wandern. Landschaft eintönig. Es will heute nicht so recht. Und jetzt auch noch eine mühsame Umleitung wegen des Neubaus eines GOLFPLATZES! Die Baustellenfahrzeuge fahren rücksichtsloses Tempo und stauben mich ein. Sand knirscht zwischen den Zähnen. Ich hab eine Stinkwut auf alle Golfer (die mir diese verzeihen und auf meinen schlechten Tag schieben mögen). Ob ‘ne Pause nützt? Schokolade hilft nur kurzfristig. Also weiter.

Spanier mit Rucksäckle meint, mich am Anstieg überholen zu müssen. Na warte! Beim Abstieg setze ich meine Stöcke ein und überhole ihn wieder spielend. Brauch heute einfach mein Erfolgserlebnis.

Die Füße wollen auch nicht so recht und rebellieren unüberfühlbar. Ganz überraschend nach einem kurzen Aufstieg dann: Sto.Domingo vor mir im Tal. Schneller gegangen, als gedacht. Ein Lichtblick. Wunderbare, kraftvolle Catedral de Santo Domingo . Im Seitenschiff       Laudate . Zwei Spanierinnen haben zugehört, schießen auf mich zu, Muy bien, muy bien, eine wirft mir eine Kusshand zu, die andere tätschelt meinen Arm. Nix wie weg. Hab’ ich was in der Stimme, das reifere Damen zum Armtätscheln veranlasst?

Freu mich trotzdem über die Anerkennung und wandere beschwingter weiter als vorher. Mein linker Fuß fühlt sich übel an. Pause an Brücke am Ortsausgang, nicht sehr gemütlich. Weiter über Landstraße, Schafherde als kleine willkommene Abwechslung, die Schmerzen ignoriere ich einfach. Hilft. In Granon ist die Kirche wegen Bauarbeiten offen.       Laudate hilft der Statik. Vor der Kirche lange Pause neben Getränkeautomat. Das Cola, das Giftzeugs, schmeckt wunderbar und baut mich auf. 4 Pilger humpeln beim Aufstehen, lassen sich von Taxi abholen.

Weiter rauf und runter, Unterallgäu, viele Pilger machen an Kirchplatz unter Baum Pause, weiter. Lange Piste entlang der Straße, mühsam, aber die Landschaft richtet mich auf. Pause auf leerem Kirchplatz in Castildelgado. Elend heute. Und so heiß. Auf einem Markierungsstein in praller Sonne wieder Zwangspause. Weiter, immer an der Schnellstraße entlang. Bin ich froh, wenn ich da bin.

Belorado, endlich. Ein Pilger aus Franken fragt (zunächst auf spanisch), ob ich 3 Mädchen, begegnet bin. Nee. Die alte Kirche, mit Störchen auf dem Turm, ist offen.       Laudate für diesen Tag. Hübsches Zimmer in Pension mit adrett-molliger Wirtin. Bummel in die Stadt, attraktiver, hübscher Stadtplatz, Radler, Tagebuch. Einkaufen. Abendessen im Zimmer, heute zu müde zum nochmal Weggehen.

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