63 Belorado-Atapuerca

Mittwoch, 2.Juni 2004, 31,5 km

Wetter: sonnig, warm, kühlender Wind, Champagnertag

Morgens fühle ich mich phantastisch. Alle Müdigkeit von gestern ist verflogen.

Schöner Weg, viele Pilger unterwegs. Heute nur kurze Strecke. Deshalb leiste ich mir nach einer Stunde in Espinosa einen Kaffee. Eine Gruppe von 4 Spaniern frühstückt, machen Ausflug auf dem Jakobsweg. Sehr munter. Kleine Kirche in Villambistia.

Nettes Gespräch mit schlanker Amerikanerin, die ganz begeistert ist, dass die Deutschen alle Englisch können. Überhole ein junges attraktives Paar, er vorneweg, sie deutlich zurück.”hola!” Mürrisches Gesicht, dabei ist sie hübsch, vielleicht ist sie sauer, dass ihr Begleiter nicht so recht auf sie wartet.

Langer, wunderbarer Anstieg auf die Höhe durch einen zauberhaften Wald: niedrige Krüppel-weiss-den-Namen-nicht mit weissbehaarten, dickfleischigen, etwas eichenblattförmigen Blättern. Zusammen mit dem blauen Himmel entsteht der Eindruck lichtdurchfluteter Silbrigkeit. Halt an Rastplatz mit wundervoller Aussicht; wieder mal.

Erfreulicher Weg auf Hochebene, manchmal mit steilen Wegstücken, die in den Himmel führen. Verträumtes Waldbächlein. Weiter auf Sandweg über baumlose Höhen. In der Kirche San Juan de Ortega gerade Gottesdienst, mach ich halt Pause bei der Bar. Eine Radlergruppe aus Niederbayern ist auch da. Das attraktive Pärchen ebenfalls. “Where do you come from?” “Poland” Komisch, Polen habe ich mir anders vorgetellt. Einer der Radler möchte vom Wirt der Bar einen Stempel in seinen Pilgerpass, der lehnt ab. “Den miassat ma erst amoi je’n Moang links und rechts obiwatschn bevoa ma ean aufd’ Leid loslasst!” Eine Begleiterin besänftigt. Kirche aus, nix wie rein.       Laudate . Ja !!

Der anschließende schöne Waldweg wird gerade rechtzeitig zum heiligen Jahr 2004 zur Pilgerautobahn ausgebaut, ist aber schön zu gehen. Gemütlich, am Schluss nach frischem Höhenrücken über kleine Landstraße nach Atapuerca. Typischer Hinweispfeil für den Jakobsweg auf niedriger Mauer.

Sehr schönes Zimmer in kombinierter Pilgerherberge mit Restaurant und Gästezimmern. Als ich ins Freie trete, sitzt da wieder mein Pärchen. Können prima Englisch. “Where from Poland do you come?” “No, Holland”. Ach, daher. Wir haben einen sehr gemütlichen und fröhlichen Nachmittag zusammen und laden uns gegenseitig zu Cerveza und Vino tinto ein. Bas(tian) und Deiwi; wollen, wie ich auch, morgen nach Burgos, dort aber einen Tag Pause machen. Nach dem Abendessen (Nudeln mit Tomaten und Käse, Fleischbällchen mit Pommes und leckere Sauce, Wein, Wasser) verabschieden wir uns.

Bas hat über seine Erlebnisse auf dem Camino ein Buch geschrieben: “DREAMING SANTIAGO”. Über diesen Link kann man Genaueres erfahren.

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