46 Miradoux – La Romieu

Samstag, 16.Mai 2004, 34 km

Wetter: sonnig, heiß

Gehe vorsichtig in den frischen Morgen, der rechte Fuß tut weh. Wenn ich die Stöcke auch im Flachen einsetze und ohne Power laufe, dann geht’s.

Leicht hügelige, sehr kultivierte Landschaft, Heinrich IV kommt mir in den Sinn.

In Castet-Arrouy ist die Kirche zu. Ein Mann, der meinen vergeblichen Versuch beobachtet hat, schließt auf. Danke. Schönes, langes       Laudate .

Möchte pünktlich in Lectoure sein, um noch etwas einkaufen zu können. Beeindruckend der außenliegende Treppenturm der Cathédrale Saint Gervais. Mein Fuß macht gut mit, überhole sogar andere Pilger. In Lectoure erstehe ich neue Nivea, Sonnencreme und genehmige mir einen Kaffee und eine Schokoschnecke.

Die Kirche in Marsolan ist leider zu, hat aber einen schönen, baumbestandenen Friedhof, an dem sich gut Mittag machen lässt. Die Schuhe und Strümpfe ziehe ich aus. Das Gelenk des rechten Fußes wird dick, Wasser. Und wo bekomme ich eins für meine Flasche her? Bis zur Gite am Ort sind noch 300m, weg vom Chemin, dafür bin ich bei der Hitze zu faul; außerdem will ich meinen Fuß schonen. Da sehe ich im Friedhofseck zur Kirche einen gelben Schlauch. Da muss doch auch ein Anschluss dazugehören. Ja!!!, ganz versteckt, hinter einem Busch!. Frisches, kühles Wasser. Ich trinke mich satt und fülle meine Flasche. Weich bewegte Landschaft, angelegt wie ein gepflegte Park.

Hübsch weiter, immer auf und ab, nach La Romieu, Das Collegial ist schon von weitem beeindruckend zu sehen.

Ein heimeliger Dorfplatz, auf 2 Seiten gesäumt von tiefen alten Arkaden. Unter einer sitzt ein leutseliger Herr:”Monsieur Krauss”? Toll, mein Wirt. Seine Frau führt mich über uralte Steinstufen in mein Zimmer mit der Aussicht auf wunderbare alte Mauerreste. Zimmer mit Museumsblick. Juhu!

Frisch machen, runter, drei Panachés (Bier macht mich bei der Hitze zu müde), Tagebuch. Dann Besichtigung des ehemaligen Klosters. Der Kreuzgang ist noch mächtig, zeigt aber deutliche Zeichen jahrhundertelangen Verfalls. Trotzdem wirkt die ganze Anlage ungemein anrührend auf mich. Jemand hat im Mittelalter entschieden: hier stifte ich dieses Kloster; und bis heute wehren sich die mächtigen Reste gegen die Zerstörung. Ich könnte heulen vor Mitgefühl.

In der Kirche       Laudate , mit Pausen, 3 mal hintereinander. So lang hatte ich noch keine Kirche für mich allein.

Abends ins Restaurant. Die Karte verspricht: Vorspeise nach Wahl vom kalten Buffet, Loup de mèr, Käse, Nachtisch. Endlich mal was für mich! Erwartungsvoll nehme ich an einem Tisch Platz. Wein? Wasser? Oui. Ob ich die Karte haben könne? Nein. Heute gilt die Karte nicht, es gibt nur ein Menue. Ich verstehe nur was von “Salade, Canard…” Und nicke nur enttäuscht. Eigentlich hätte ich aufstehen und rausgehen sollen; die schöne Erwartung auf den Fisch hat mich aber festgehalten. War dann nicht so mein Geschmack: Salat mit halbrohem Entenfleisch und Glibber, Entenschlegel mit Gemüsepampf + Kartoffelcroquetten aus der Tiefkühltruhe. Zum Nachtisch zu feste und zu süße Mousse au Chocolat. Liebe Nachbarinnen, ihr macht das ja so viel besser!!!

Im rechten Fußgelenk oben ist was entzündet, zieht rot das Schienbein hinauf.

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