19. Tag Wiesensteig – Buttenhausen

Wiesensteig-Buttenhausen 41,5 km
7420 Buttenhausen
Pfadfinderheim Schachen
07383/343

Kalt, aber es sieht sonnig aus. Ich gehe noch schnell vor dem Start zu einer Telefonzelle, um zu Hause anzurufen. Heute abend will Margret nämlich in Buttenhausen auf uns warten. Freu ich mich!

Einen steilen Weg, über grobe Bruchsteine, hinauf auf’s Albplateau.

Nach Westen weiter über bequeme Forststraße; so bequem, daß wir mal wieder eine Abzweigung übersehen. Links rauf durch pilzduftendes Waldgestrüpp. Die Markierung ist fast nicht zu erkennen, und wir entscheiden gemeinsam wo wir gehen. Unmerklich ist das Wetter schlecht geworden. Gerade als wir Saftrast machen, fängt es wieder zu regen an.

Anna und Christoph packen die Flaschen mit dem gestern frisch gepressten Orangensaft aus. Bin mal gespannt, wie der die Schüttelei vertragen hat. Anna schraubt den Deckel auf und eine orangene Fontäne ergießt sich über die Beiden.

Anna probiert und preist den Orangenmost an. Keiner will.

Heute Mittag soll unsere Gruppe das Interview im Schwabenradio bekommen. Margret hat das mit dem entsprechenden Redakteur vereinbart. Wir müssen pünktlich um 12 Uhr irgendwo in einem Gasthof sein, um dort telefonieren zu können. Auf der Karte habe ich Böhringen rausgesucht; bis zu dem Termin werden wir es wohl schaffen. Hoffentlich gibt es dort auch ein Gasthaus.

Über Donnstetten zum Römerstein, einem Aussichtsturm auf einer Anhöhe.

Es geht ziemlich steil hinauf und wir kommen ordentlich in’s Schwitzen. Es ist ein tolles Gefühl, wenn bergauf der Körper bei richtiger Atmung regelrecht einen “Nach- brenner” einschaltet. Mir wird fast schlagartig warm, Arme und Beine bewegen sich in straffem Rhythmus mit der Atmung, die Gehfrequenz verringert sich überhaupt nicht, lediglich die Schrittlänge verkürzt sich etwas.

Oben Saftrast. Der Regen hat aufgehört; wir sitzen verteilt auf Bänken an einem Grillplatz zu Füßen des Turms. Noch 3 km bis Böhringen – das müsste zeitlich hinkommen, wenn wir dort ein Telefon finden.

Vor mir geht Gertrud. Sie hat eine Dose mit winzigen Pfefferminzpastillen dabei. Sie schenkt mir einige von den Dingern. Klein, aber fein. Als wir aus dem Wald herauskommen steht plötzlich ihr Mann vor uns. So eine Überraschung!

Wir queren die Straße, links hoch eine kurze, steile, buschbestandene Böschung und dann am Waldrand entlang nach Bühringen.

Wir finden tatsächlich ein behäbiges Gasthaus mit Platz für uns fast 30 Leute in einem eigenen Raum an einem großen Tisch. Um die Mittagszeit ist es nicht einfach, mit einer Fastenwandergruppe in einem Lokal unterzukommen. Ich trinke eine große Apfelsaftschorle und genehmige mir einen Kaffee. Hmmmmmm!

Telefonieren dürfen wir auch. Christoph und ich werden in’s Büro gebeten und können dort das Interview geben. Der Reporter will natürlich wissen, wie es einem beim Wandern ohne feste Nahrung denn so gehe, er könne sich Wandern gut vorstellen, aber nur mit einer anständigen Brotzeit. Hat er im Grunde ja auch recht.

Christoph erzählt noch, warum er Fastenwanderungen anbietet und dann sind wir auch schon fertig. Hat prima geklappt.

Hinunter in’s Fischburgtal. Die Sonne wird wärmer und wir gehen entlang der Landstraße. Nach Seeburg wieder hinauf auf die Höhe. Es ist windig, aber angenehm mild. Während der vielen kalten Regentage in Norddeutschland hat Manfred(B) unsere “Nordlichter” immer aufgezogen, daß natürlich das Wetter in Süddeutschland viiiel besser sei als da oben. Heute weist er stolz darauf hin, daß man das ja nun sehen und erleben könne.

Die letzten Kilometer bis Münsingen sehen auf der Karte schnurgerade und langweilig aus. Aber das Wetter ist herrlich, der Himmel tiefblau, einige weiße Wolkenfetzen über sonnig-grünen, weichen Hügeln, starker, erfrischen- der Wind.

Gut gelaunt geht es hinab nach Münsingen. Mitten in der hübsch renovierten Altstadt ein Gasthaus, in dem sich ein Teil der Gruppe erholt, während die anderen in der danebenliegenden Kirche zunächst etwas für ihre Seele und dann erst etwas für ihren Leib tun.

Als wir aufbrechen hat der Wind schwarze Wolken herangetrieben. Wir sind noch nicht am Ortsrand angelangt, da öffnen sich die Schleusen. In kürzester Zeit sind wir vollkommen durchnässt und stürzen in das nächste Lokal. Anstandshalber müssen wir hier wenigstens noch einen Tee konsumieren. Der Wirt, ein Grieche, hätte uns fast hinausgeschmissen, als Christoph ihm sagte, wir wollten uns nur aufwärmen.

Nach einer Viertelstunde geht’s weiter. Der Regen hat aufgehört, der Abend wird mild, rein und ruhig. Sanfte Abendstimmung, wir sind entspannt. Bequemer Weg hinab nach Buttenhausen, links immer ein wunderbarer Blick über die Höhen der Schwäbischen Alb

In Buttenhausen verpassen wir den direkten Aufstieg zum Schachen und nehmen eine Forststraße, die in weitem Bogen um den Hochberg herumführt.

Manfred(B) und ich wandern vorneweg. Wir fühlen uns wunderbar leicht, der Anstieg macht überhaupt keine Mühe und deshalb werden wir immer schneller. Herrlich!

Wir warten kurz unterhalb des Gipfels noch einmal, damit auch die Anderen den Abzweig nicht verpassen. Christoph und Anna fehlen. Anna war in die Beeren gegangen.

Beschwingt nähern wir uns unserem Quartier, ein Reporter knipst, ich gehe in’s Haus: Margret!

Ich umarme sie fest und will sie nicht mehr loslasssen.

Gemüsebrühe heute an gedecktem und geschmücktem Tisch mit köstlichen Kräutern. Dr. Kienzle ist auch da und, zu unserer Aller Überraschung, der Hans. Hat er doch heute seinen 75. Geburtstag! Und er will den Rest bis zum Bodensee wieder mitgehen!

Ist das ein Tag!

Die Unterbringung für die Nacht ist etwas schwierig: Wir räumen die Tische aus dem Speisesaal, bauen Feldbetten auf; es ist etwas eng. Einige schlafen draußen in der Holzlege.

901 km

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